Aaron Tilley
Die Kunst der Schrecksekunde
Der britische Künstler Aaron Tilley versteht etwas von schlimmen Vorahnungen. Seine Fotografien, egal ob Stillleben oder dokumentarisch wirken wie Installationen. Es sind kleine Mini-Sets oder Versuchsaufbauten, verspielt und akribisch zugleich.
In seiner Arbeit "Anxious Anticipation" sieht man deutlich die Zusammenarbeit mit dem Set Designer Kyle Bean. In ihrem grafischen Look schließt die Arbeit aber deutlich an vorheriges an.
Ein Stein, der eine ganze Armee von Streichhölzern in Brand setzt, ein Luftballon der drohend über einem Nagelbett schwebt oder das Backsteindomino vor einem Champagnerglas - das Betrachten seiner Bilder kann zu Gänsehaut führen.
Es ist ein Spiel mit der Verbindung zwischen dem, was der Geist wahrnimmt und der körperlichen Reaktion darauf.
Wenn wir sehen, dass etwas Schlimmes passieren wird, fließt Adrenalin in unser autonomes Nervensystem - nicht etwa weil etwas Schlimmes schon passiert oder passiert ist. Diese hormonelle Offensive war ein wesentliches Überlebenswerkzeug für unsere frühesten Vorfahren. Die damit verbundenen Kampf- oder Fluchtreaktionen konnten uns gegen unmittelbare Bedrohungen verteidigen.
In einer westlich zivilisierten Welt sind wir nicht mehr ständig in solchen Situationen, der Mechanismus funktioniert aber noch einwandfrei, wie Tilleys Bilder zeigen.
Bild: Aaron Tilley