Michael Landy
Out of Order
Das Basler Museum Tinguely zeigt bis zum 25. September 2015 die erste Retrospektive des britischen Künstlers Michael Landy (*1963). Landy erlangte Berühmtheit unter dem Label "Young British Art" mit dem auch Damien Hirst und Tracey Emin berühmt wurden. Für mich stellt seine Aktion "Break Down" (2001) eine der existentiellen Werke überhaupt dar. Landy katalogisierte seinen gesamten Besitz und liess dann alles von einem 12-köpfigen Team vernichten.Landy trennte sich wirklich von allem. Er zerstörte z.B. seinen Pass, seine Geburtsurkunde, Wertgegenstände, Kleidung, Bücher und sein Auto. Mich berühren vor allem die Dinge, die man nicht wieder so einfach kaufen kann, wie z.B. Familienfotos oder Kindheitserinnerungen. Landy startete nach dieser Aktion von null. Er hatte nichts mehr. Extremer kann man Minimalismus nicht praktizieren.
Diese Arbeit wirft viele Fragen auf: Wer sind wir ohne Papiere? Wie können wir beweisen, wer wir sind ohne Nachweise? Können wir ohne staatliche Papiere an der Gesellschaft überhaupt teilnehmen? Warum definieren wir uns über unseren Besitz und horten mehr als wir eigentlich bräuchten? Warum fällt es uns so schwer loszulassen? Allein das Gedanken-Experiment all meinen Besitz zu zerstören löst bei mir Beklemmung aus. Landy empfand die Zerstörung als schrecklich, doch danach spürte er die Erleichterung und die Erlösung von dem Ballast. Loslassen kann sehr befreiend sein. Die japanische Autorin Marie Kondo empfiehlt sich bei den Dingen zu bedanken und dann alles was einen nicht erfreut wegzuwerfen. Laut ihrer Ansicht würde man die Dinge so gut wie nie vermissen und man könne endlich ein glückliches Leben leben – ganz nach dem Motto "Weniger ist mehr"!
Video: Tate Shots – Michael Landy | YouTube