Mycotex
Mode aus Pilzfasern
Die Fast-Fashion Industrie ist gleich nach dem CO2-Fresser Fleisch ein ganz großer Bösewicht im Universum der Nachhaltigkeit. Ein weißes Shirt mit langen Ärmeln etwa verursacht von der Produktion bis zur Entsorgung einen Kohlendioxid-Ausstoß von etwa elf Kilogramm - das ist das 50-fache seines Eigengewichts. Das sind die Ergebnisse einer Untersuchung des Beratungsunternehmens Systain, das im Auftrag des Otto-Konzerns den "CO2-Fußabdruck" von drei unterschiedlichen Textilien ermittelte. Die Fast-Fashion-Industrie produziert also unglaublich viel Abfall und der Herstellungsprozess, je nachdem in welchem Land produziert wird, verbraucht sehr viel Wasser und Energie und verschmutzt zudem noch die Umwelt.
Der in den Niederlanden von der Firma Neffa produzierte Stoff MycoTEX hat das Potenzial, hier Abhilfe zu schaffen. Der Stoff wird aus dem Wurzelgeflecht von Pilzen hergestellt. Es ist ein vollständig biologisch abbaubares Material aus Naturfasern, das sich am Ende seiner Lebensdauer einfach kompostieren lässt.
Auf der Dutch Sustainable Fashion Week wurde ein erster Prototyp vorgestellt, der einen gänzlich neuen Ansatz verfolgt: Mode aus lebenden Materialien, die der Erde wieder zugeführt werden können, ohne dass dabei eine Umweltbelastung entsteht.
Das ist ein völlig neuer Gedanke. Denn obwohl wir unsere Kleidung nur noch sehr kurz tragen, wird sie nach wie vor so hergestellt, als müsste sie ein Leben lang halten - oder sogar länger. Moderne Outdoorbekleidung verrottet überhaupt nicht und darin enthaltene Schadstoffe belasten unsere Meere und letztlich auch uns, wie Chemie-Experte Manfred Santen von Greenpeace erklärt.
Der Ansatz von MycoTEX ist ein ganz anderer. Wenn die Kleidung nicht so lange gebraucht wird, kann sie auch schneller von uns gehen. Momentan bestehen die MycoTEX Kleidungsstücke aus kleinen Modulen, die bei Bedarf schnell repariert oder ersetzt werden können.
Als wachsende Faser wird mit diesem Stoff auch das Spinnen und Weben überflüssig. Die Erfinder der Faser wurden gerade vom Global Change Award der gemeinnützigen H&M Foundation ausgezeichnet. Die damit verbundene Finanzspritze von 150.000 € verhilft dem Material hoffentlich zu dem Ruhm, den es verdient.
Bild: Neffa/MycoTEX