Sex Education
Namensgebung bei Ford
Die meisten Eltern halten den Namen ihres Nachwuchs bis zur Geburt geheim, weil sie gerne auf die Kommentare der Verwandten und Freunde verzichten möchten, warum das Kind auf keinen Fall so heißen sollte. Denn jeder hat eine ganz eigene persönliche Assoziation zu einem Namen. Ähnlich ergeht es den Automobilbauern. Immer wieder gibt es Pannen bei der Namensvergabe. Die Abkürzung KIA steht in den USA für "Killed in Action". Eindeutig kein gutes Omen, wenn man Autos unter diesem Nomen verkaufen möchte. Was haben der Fiat Uno, Ford Kuga, Ford Pinto und Mitsubishi Pajero gemeinsam? Die Produktnamen stehen alle für Schimpfwörter mit denen keine Marke in Verbindung gebracht werden möchte.
Umso spannender ist es, wenn man sich die Modellnamen der Marke Ford ansieht. Was fällt ihnen spontan bei den Namen Bronco, Mustang, Puma und Kuga ein? Vielleicht denken Sie spontan an schnelle Pferde und gefährliche Raubkatzen? Oder direkt an die Modelle des Herstellers? Der Geländewagen Bronco und der Sportwagen Mustang richten sich vor allem an männliche Autokäufer. Die Fahrer sollen sich wie waschechte Cowboys fühlen, welche die ungestümen Maschinen zähmen. Eigentlich sind Mustangs keine Wildpferde, sondern verwilderte Hauspferde, die einst die Konquistadoren im 16. Jahrhundert in die neue Welt mitbrachten. Ungerittene Mustangs werden Broncos genannt, die noch heute in verschiedenen Rodeodisziplinen eingefangen und eingeritten werden. Auch die Zigarettenmarke Malboro nutzte jahrzehntelang das raue Image der Cowboys als Zeichen wahrer Männlichkeit. Der Malboro Mann stand für Coolness, einzigartige Männerfreundschaft, selbstgewählte Einsamkeit und Machogehabe. Frauen störten nur oder warteten auf der Farm mit dem warmen Essen auf den einsamen Wolf. Auch wenn die Blütezeit des Cowboys vorbei sein mag, so ist der Mythos doch noch immer in allen Köpfen präsent. Somit ist es auch kein Wunder, dass der Cowboy ein beliebtes Rollenspiel bei Groß und Klein ist. Nicht nur Kinder, sondern auch Striptease-Tänzer wie die Chippendales verkleiden sich gern als Wildwestheld.
Weder dem wilden Mustang-Hengst noch dem scharfen Cowboy kann man also eine sinnliche Energie absprechen. Die sexuellen Anspielungen lassen sich auch bei anderen Ford-Modellen finden. Die Kleinwagen-Modelle Puma und Kuga zielen auf eine weibliche Käuferschicht ab. Im amerikanischen Sprachgebrauch werden die Begriffe Puma und Cougar (Kuga) umganssprachlich für Frauen gebraucht, die über 30 Jahre und älter sind. Sie bevorzugen jüngere Männer als Sex-und Lebenspartner gegenüber Gleichaltrigen oder Älteren. Sogesehen stehen die Namen der beiden Raubkatzen für sexistische und überholte Stereotypen. Natürlich kann man jetzt argumentieren, dass dies ist jetzt alles weit hergeholt sei. Aber was fällt Ihnen spontan bei den Begriffen Escort, Orion, Probe, Galaxy, Zodiac und Fiesta ein? Alles sind Namen von pornografischen Magazinen und Ford-Modellen. Escort-Begleitdienste werden von Sexarbeitern angeboten und sind eine Form von Prostitution. Aus dem Namen Orion entstand ein ganzer Erotik-Handel. Ford hat den sexuellen Unterton gezielt eingesetzt, um die Modelle zu vermarkten. Natürlich kann man diese Form der Namesgebung auch als kreativen Schachzug sehen. Man überträgt die erotisch aufgeladenen Namen auf die eigenen Produkte. Dadurch verleiht man den Autos auch eine gewisse Sexiness, die anziehend auf die Käufer wirken soll. Darüberhinaus ist diese Form des "Sex sells" nicht ganz so plakativ, als wenn man einfach nackte Frauenkörper auf den Autos platziert. Die Assoziation der Namensdeutung findet unterbewusst statt. Der verfüherische Unterton hat Ford auf jedenfall nicht geschadet. Die wenigstens würden die Marke Ford in die Schmuddelecke stecken. Wobei die Namen zu einer Zeit entstanden als es noch verpönt war, Sexhefte offiziell zu besitzen. Der Zugang zur Pornographie war eingeschränkt, teilweise verboten oder nur in speziellen Läden wie für Ehehygiene möglich. Heutzutage kann man explizite Inhalte einfach im Internet finden – was auch zum Niedergang von Beate Uhse Sex-Imperium führte. Jetzt findet man sogar in der Drogerie Liebesspielzeug. Online-Erotikhändler wie Eis oder Amorelie haben der Branche ein modernes Image verpasst. Nun sind die Sexprodukte genauso im Mainstream angekommen wie ihre Namensvetter aus dem Ford-Portfolio.
Bild: Escort & Fiesta Magazine